Welche Zukunft hat die Berglandwirtschaft?
Die Bundesverfassung fordert von den Landwirten im Tal- wie auch im Berggebiet die Pflege und Erhaltung des Kulturlands oder die Versorgung der Bevölkerung mit hochwertigen Nahrungsmitteln. Im Berggebiet ist letzteres nur unter erschwerten Bedingungen möglich, dafür leistet die Landwirtschaft hier einen stärkeren Beitrag an die dezentrale Besiedlung, an den Schutz vor Kulturlandverlust durch Verwaldung und an die Förderung der artenreichen Pflanzen- und Tiergemeinschaften der alpinen und voralpinen Gebiete. Die Berglandwirtschaft bewegt sich damit im Spannungsfeld zwischen „Schutz“ und „Nutzung“. Zahlreiche Fachleute trafen sich während zweier Tage in Spiez, um an der Fachtagung der SGA zum Thema „Welche Zukunft hat die Berglandwirtschaft“ diese und andere Aspekte zu diskutieren und ökonomische und soziologische Entwicklungen im Berggebiet aufzuzeigen.
Berglandwirtschaft im Spannungsfeld von Schutz und Nutzung
Wie sollen die Berglandschaften künftig aussehen und wie kann man für die Berglandwirtschaft erwünschte räumliche Entwicklungen planen? Adrienne Grêt-Regamey vom Institut für Raum- und Landschaftsentwicklung der ETH Zürich lieferte hierzu Antworten und zeigte auf, wie Visionen künftiger Berglandwirtschaften umgesetzt werden können. Sie wies auf die Notwendigkeit sektorübergreifender, interdisziplinärer und regionaler Ansätze hin und zeigte den Bedarf für innovative und visionäre Ansätze auf. Theresia Oedl-Wieser von der Bundesanstalt für Bergbauernfragen in Wien lieferte einen Überblick über die aktuellen sozio-strukturellen Entwicklungen der Betriebe im österreichischen Berggebiet. Nicht nur auf Ebene der Produktion ist die Berglandwirtschaft im Wandel, auch die Rollenverhältnisse der Bergbauernfamilien sind dem Wandel unterworfen. Im Anschluss an die zwei Einführungsreferate wurden in Referaten, Posterpräsentationen und Workshops verschiedene Untersuchungsergebnisse zur Berglandwirtschaft präsentiert. Insgesamt wurden 21 Studien in kurzen Präsentationen erläutert, zudem fanden 15 Posterpräsentationen statt. SGA-Gründungsmitglied Peter Rieder, emeritierter Professor für Agrarökonomie und ausgewiesener Fachmann für Berggebietsfragen lieferte mit seinem Abschlussreferat einen Einblick in die Entstehungsgeschichte der SGA und in historische Höhepunkte der schweizerischen Agrarökonomie der letzten Jahrzehnte.
Neue Mitglieder im Vorstand der SGA – SSE
An der Generalversammlung standen verschiedene Ersatzwahlen an. Mit Christian Schader als Ersatz für Heidrun Moschitz ist die Vertretung des Forschungsinstituts für Biologischen Landbau FiBL gesichert. Sandra Contzen von der Schweizerischen Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL nimmt für den abtretenden Bruno Durgiai Einsitz in den Vorstand und Simon Briner von der ETH ersetzt den nach Wageningen berufenen Robert Finger. Leslie Berger von der Schweizerischen Berghilfe ersetzt den ebenfalls Stelle wechselnden Anders Gautschi. An der Sitzung wurde zudem das neue „Yearbook of Socioeconomics in Agriculture“ präsentiert.
Die Schweizerische Gesellschaft für Agrarwirtschaft und Agrarsoziologie (SGA-SSE) fördert im Agrar- und Ernährungssektor den Wissensaustausch zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Politik, Bildung und Beratung. Dieses Ziel verfolgt sie u.a. durch die Herausgabe des „Yearbook of Socioeconomics in Agriculture“ und der Veranstaltung von Tagungen. Die Förderung von jungen Forschenden, die sich mit agrarwirtschaftlichen oder -soziologischen Fragestellungen auseinandersetzen, ist ein wichtiges Anliegen des Vereins. Die SGA-SSE wurde 1972 gegründet und zählt rund 300 Mitglieder.